Zwettler Familienunternehmen Mengl auf Expansionskurs
Was unter vorgehaltener Hand bereits in letzter Zeit die Runde machte, wurde am vergangenen Donnerstag im Rahmen einer kleinen Pressekonferenz bekanntgegeben: Martin Fichtinger wird sein Papier-, Spiel- und Lederwarengeschäft in der Landstraße schließen und sich in Zukunft ausschließlich auf seinen Büromaterial- und Buchhandel konzentrieren.
Doch es wird keine mit Packpapier verklebten Schaufenster und keine abblätternde Hausfassade geben, denn in Fichtingers Geschäftslokal übersiedeln Ewald und Tanja Mengl mit einem Red Zac Geschäft. „Wir haben in den beständig wachsenden Bereichen Installationstechnik und Haushaltsgeräte viel zu wenig Platz. Daher suchen wir schon seit geraumer Zeit nach einer optimalen Lösung für diese Abteilungen. Durch den Kauf des Hauses von Martin Fichtinger haben wir diese gefunden. Das Erdgeschoss wird komplett für den Verkauf der Haushaltsgeräte genutzt werden. Im 1. Stock wird ein lang ersehnter Traum von Tanja wahr: eine Aktivküche, wo es Themenkochen, Kochvorführungen, Kochkurse und vielleicht auch die eine oder andere Überraschung geben wird. Zusätzlich werden wir im 1. Stock auch den Bereich Tischkultur mit einem schönen „runden“ Sortiment rund um Tisch und Küche anbieten. Dafür werden wir auch neue Mitarbeiter einstellen. Das bestehende Geschäft in der Landstraße 41 wird adaptiert und dann von unserer Elektroabteilung für den Vertrieb von Installationsmaterial genutzt. Dass all diese Neuerungen genau heuer, im 80. Jubiläumsjahr der Firma Mengl passieren, freut uns ganz besonders. Unser Ziel war immer, in der Innenstadt zu bleiben und die einzelnen Abteilungen räumlich nicht zu weit zu trennen oder gar zu zersplitten. Unsere 44 Mitarbeiter können so ihr Wissen persönlich austauschen und die bestmöglichen Lösungen für unsere Kunden bieten“, so Ewald Mengl.
Martin Fichtinger: „Dass ich das Unternehmerpaar Ewald und Tanja Mengl gewinnen konnte, freut mich nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Obmann der Zwettler Kaufmannschaft, da die beiden genau wissen, was sie tun, mit Fleiß und Engagement ihre Ziele verfolgen, und in einer zwar hart umkämpften, aber trotzdem boomenden Branche arbeiten. Für unsere Einkaufsstadt Zwettl sind derart mutige Entscheidungen sehr wertvoll!“
„Mein „Business-to-Business“-Umsatz mit der Marke BÜROPROFI beträgt mittlerweile zwei Drittel des Gesamten mit einem Webshop-Anteil von knapp einem Viertel“, rechnet Fichtinger vor, wobei sein Rückzug aus dem Ladengeschäft für ihn nicht ganz ohne Wehmut von statten geht. „Nicht mehr nachgefragte Strukturen verschwinden langfristig vom Markt, dem muss man als Unternehmer rechtzeitig Rechnung tragen, sonst manövriert man sich ins „Aus“, spielt Fichtinger auf seine hart umkämpfte Branche und auf schwindende Kundenfrequenz an.
„Wir haben aber nicht gleich aufgegeben: meine Verkäuferinnen haben sich toll um Kunden bemüht, meine Frau hat all die Jahre spektakulärste Auslagen gestaltet und ich habe vor sechs Jahren viel Geld investiert, um ein großes, helles und barrierefreies Geschäft zu erhalten. Letztere Maßnahme war jetzt sicherlich für diesen Deal ausschlaggebend, denn gepflegte Liegenschaften in der Innenstadt werden sich auch in Zukunft stabiler Nachfrage erfreuen“, so der scheidende SKRIBO-Händler.
„Leider gibt es aber einen sehr traurigen Haken an der Sache“, bedauert Fichtinger, „meine Mitarbeiterinnen verlieren ihre Anstellung und das ist für alle bitter – auch für mich, denn meine Mädels waren mein Kapital!“
Für seine eigene Zukunft hat Martin Fichtinger mit der Marke BÜROPROFI klare Pläne: „Ich habe mir in den letzten 12 Jahren dieses zweite Geschäftsfeld mit dem Bürohandel für gewerbliche Kunden in kleinen Schritten aufgebaut und weiß natürlich nun genau, auf was ich mich einlasse!“
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