Zwei wie Pech und Schwefel

Darf man sich heute als Unternehmer noch etwas (zu)trauen? Vielleicht etwas Neues machen, etwas aus- und aufbauen, sich einen Traum oder gar eine Vision erfüllen?

Die Zeiten sollen ja nicht so rosig sein, und wer weiß denn schon,  was morgen ist …? Doch wer lange darüber nachdenkt, versäumt seine Chancen. Besser, man packt Gelegenheiten mutig beim Schopf. Wie Tanja und Ewald Mengl.

Erzählt von Lilly Dippold

Das Motto ihres Red Zac-Unternehmens haben sich Tanja und Ewald Mengl ganz offensichtlich nicht so recht zu Herzen genommen. Die beiden sind nämlich ganz und gar nicht faul, im Gegenteil!
Das Zwettler Unternehmerpaar startet gerade noch einmal so richtig durch. Und zwar gleich ordentlich!

2001 hat Ewald Mengl den elterlichen Betrieb übernommen. „Erst danach wurde klar, dass es um die Firma damals nicht so rosig bestellt war“, erinnert er sich an harte Zeiten zurück, in denen das Unternehmen in der Zwettler Innenstadt für eine Überlebenschance reorganisiert und zeitgemäß strukturiert werden musste. Bei laufendem Betrieb, versteht sich. In dieser fordernden Zeit war den beiden gar nicht oft zum Lachen zumute, schließlich stand ihre Existenz auf dem Spiel.

Heute blicken die beiden erleichtert auf die alten Zeiten zurück, denn es ist ihnen gelungen, das Elektroinstallations- und Handelsunternehmen in sichere Gefilde zu steuern. Trotz hartem Gegenwind von Onlineshops, Diskontern und Einkaufszentren fern des Stadtzentrums. Dabei pflasterten nicht nur Fleiß und Durchhaltevermögen diesen Weg, sondern vor allem auch ihre leidenschaftliche Überzeugung, dass professionelle Dienstleistung, Kundenservice und kompetente Fachberatung beim Konsumenten letztlich doch ihren Wert behaupten kann. Wenn dann immer wieder mal Kunden ins Geschäft auf der Zwettler Landstraße kommen, um Hilfe bei einem elektronischen Gerät zu suchen, das sie günstig im Internet erstanden haben, dann weiß Ewald Mengl, dass er Recht behalten hat.

Gelegenheit beim Schopf …

Seit die Mengls ihr Unternehmensschiff in sichere Gewässer gesteuert haben, gehen die Geschäfte gut, es konnten neue Mitarbeiter eingestellt werden und das Lager platzt meist schon aus allen Nähten. Viele Jahre lang überlegen die beiden schon, wie sie durch möglichst schonende bauliche Veränderungen ihre beiden räumlich getrennten Geschäfte zusammenlegen konnten, um effektiver und unkomplizierter zu arbeiten. Zahlreiche Architektenvorschläge waren bislang entweder zu kompliziert oder viel zu teuer. Als dann heuer laut wurde, dass Martin Fichtinger sein Geschäft schließen und verkaufen würde, traf es die Mengls wie ein Schicksalsschlag. Das gegenüberliegende Geschäft war schlichtweg wie geschaffen, auf drei geräumigen Etagen endlich alles unter einem Dach zu präsentieren. „Ich hätte schon immer gerne unser Sortiment mit schönen Dingen für Küche und Tafel ergänzt, aber es fehlte halt einfach am nötigen Platz. Da war es ein bisschen wie ein Traum, der plötzlich wahr werden könnte, als wir uns dazu entschlossen haben, das ehemalige Skribo-Geschäft vis-a-vis zu übernehmen“, schwärmt Tanja Mengl begeistert, die schon viele Pläne hat. „Nicht nur, dass wir hier endlich im Erdgeschoß unsere Ware rund um den Haushalt viel schöner präsentieren können, haben wir im Obergeschoß eine Schau- und Eventküche geplant. Hier wollen wir Produkte – wie etwa Dampfgarer – in Aktion zeigen, aber auch fröhliche Events mit Weinverkostung und ähnlichem feiern!“

Tanja und Ewald Mengl sind Menschen mit Handschlagqualität, wie wir sie uns gerade in der heutigen Zeit bei Unternehmern oft wünschen. Sie gehören nach Zwettl, wo die Familie mit ihren beiden – mittlerweile erwachsenen Kindern – auch ihr Zuhause hat. Und deshalb liegt ihnen das Wohl der Heimat auch so am Herzen. Das war für die Entscheidung, ein so großes Projekt anzugehen, noch eine weitere Motivation: „Immer wieder schließen Geschäfte in der Zwettler Innenstadt und abgesehen von der schrägen Optik, die das vermittelt, wird den Menschen schließlich auch immer weniger geboten. Uns liegt der Erhalt unserer Altstadt wirklich sehr am Herzen und das hat unsere Entscheidung halt schon auch sehr beeinflusst“, erzählt Ewald Mengl.

Unverhofft kommt oft

Im Herbst soll das neue Mengl-Geschäft eröffnet werden und natürlich wird da jetzt schon seit Wochen geplant und getüftelt, um das Beste aus dem großzügigen Objekt herauszuholen. Und während all dieser Überlegungen klopfte es eines Tages bei Tanja Mengl an die Türe. Vertreter des grünen Wäschekonzerns fragten direkt und unverblümt nach, ob im Hause Mengl nicht vielleicht Interesse an einer Palmers-Filiale bestünde. Der Konzern sei nach der Schließung der früheren Filiale dringend auf der Suche nach einem neuen Franchisenehmer.

Verblüfft berieten sich die Mengls, denn gerade jetzt, wo durch die bevorstehende Übersiedlung ja Platz gewonnen wurde, war diese Überlegung gar nicht mal so unmöglich. Wieder war das Zünglein an der Waage letztlich der Erhalt der Vielfalt für die Zwettler Altstadt und die beiden schlugen mutig ein.

In absoluter Rekordzeit wurde danach ein ausgesprochen hübsches Palmers-Geschäft regelrecht aus dem Erdboden gestampft, wie Ewald Mengl bei den Umbauarbeiten feststellen musste. „Wir haben fast ausnahmslos mit Professionisten aus der Region zusammengearbeitet, wo immer das möglich war. Und wir waren begeistert, wie großartig, reibungslos und professionell alles über die Bühne gegangen ist. „Es war wirklich unglaublich“, ergänzt Tanja Mengl immer noch mit Staunen, „alle haben zusammengeholfen und uns unterstützt. Und eines Abends im Juli war es dann tatsächlich soweit und wir konnten unser Palmers-Baby aus der Taufe heben. Alles ging so wahnsinnig schnell, dass ich es auch Tage später noch gar nicht so recht glauben konnte!“

Bei der Eröffnung, zu der Gäste aus nah und fern kamen, um zum neuen Geschäft zu gratulieren, zeigte sich, wie viel Sympathie dem mutigen Unternehmerpaar entgegengebracht wird. Zwettls Bürgermeister, aber auch die Gewerbetreibenden aus der Stadt sind froh über diesen neuen Publikumsmagnet, der das Stadtbild mit dem schicken Geschäft ordentlich aufwertet und wieder attraktive Einkaufsmöglichkeiten bietet.

Work-Life-Balance?

Fad wird den beiden Durchstartern in diesem Jahr also ganz bestimmt nicht. Früher, als die Kinder noch kleiner waren, war – wie in den meisten Familien – automatisch für Freizeit und Ausgleich gesorgt, weil Tanja und Ewald immer sehr viel Wert auf ein gemeinsames Familienleben gelegt hatten. Als Tochter und Sohn dann flügge wurden, haben die Eltern ihre Freizeit neu strukturiert. Oft kann man sie auf Radtouren antreffen und gerne verbringen die Mengls gesellige Zeit mit Freunden bei einem guten Essen und einem feinen Glas Wein. Auch auf den jährlichen Urlaub legen die beiden viel Wert, damit die Batterien für das nächste Halbjahr wieder gut aufgeladen sind.

Und auch wenn heuer viel zusätzliche Arbeit ansteht, achten die beiden auf genügend gemeinsame Quality-Time. Denn sie sind nicht nur beruflich ein Dream-Team, sondern auch privat. Allen Spöttern zum Trotz, die behaupten, dass man Liebe und Job voneinander trennen sollte. Allen anderen zum Vorbild, wie viel Kraft eine gute Beziehung auch beruflich schafft!

Wald4tlerin: Ausgabe 03/17
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