Trend Foodcoop

Gemeinsam clever, stark und gesund

Ein steigendes Bewusstsein für die Qualität von Lebensmitteln, das wachsende Misstrauen gegenüber Konzernen, Strukturen und offiziellen Apparaten, die uns nicht vor dem Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel bewahren können oder wollen, die Enttäuschung über so manche Werbelüge, aber auch das wachsende Selbstbewusstsein einer neuen Generation  in der Landwirtschaft verändern die Welt vielleicht langsam, dafür aber stetig.

 

Alternative Ideen entstehen und immer öfter werden in neuer Gemeinschaft neue Wege beschritten – Food-Cooperatives sind einer davon. In Krems feiert „Krekoodel“, gerade sein erstes erfolgreiches Jahresjubiläum. Hinter dem lustigen Namen versteckt sich die deutlich sperrigere Bezeichnung „Kremser Kooperative für dezentrale Lebensmittelnetzwerke“.

FoodCoop ist eine Lebensmittel-Kooperation, die biologische Produkte selbstorganisiert direkt von regionalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien und weiteren Produzenten bezieht. In Österreich gibt es mittlerweile an die hundert solcher Kooperativen, die erste wurde vor zehn Jahren in Wien gegründet.

Das nachahmenswerte Kremser Projekt kann nach dem ersten Jahr bereits sehr positiv resümmieren: Über 40 Haushalte im Raum Krems werden hier mittlerweile mit regionalen Bioprodukten direkt vom Bauern versorgt. Rund 45 Mitglieder zählt Krekoodel derzeit und will nun den Produzenten- und Mitgliederkreis noch weiter ausbauen. Die Mitglieder kommen aus allen Altersgruppen, von Studierenden bis Pensionisten – gemeinsam ist ihnen das Anliegen der Ernährungssouveränität, der Unterstützung kleinräumiger biologischer Landwirtschaft und die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks durch kürzestmögliche Transportwege der Produkte.

 

Landwirtschaft, die in jeder Hinsicht sinnvoll ist!
Solawi-Bäuerin Magdalena Mayr

 

Community Supportet Agriculture

Die Kremser Foodcoop arbeitet unter anderem eng mit Biogemüse CSA Kamptal (www.biogemuese-csa-kamptal.at) zusammen, einem kleinen Biobetrieb in der Nähe. CSA steht für „Community Supported Agriculture“ und kann als „Gemeinschaftliche Landwirtschaft“ verstanden werden. Mittels einer Erntevereinbarung über ein Jahr wird da eine Kooperation zwischen Verbrauchern und Produzenten landwirtschaftlicher Produkte auf regionaler Ebene abgeschlossen. Das gibt einerseits finanzielle Sicherheit für ein ganzes Jahr und versorgt andererseits die Konsumenten mit frischem regionalen Bio-Gemüse. Dass sich Produzenten und Verbraucher kennen, macht die Sache doch sehr sympathisch und sorgt zudem für genau jene Transparenz, die so mancher Konsument beim konventionellen Einkauf längst schmerzlich vermisst.

Das eigene Gemüse persönlich kennenlernen

Diese solidarische (Land-)Wirtschaftsgemeinschaft ermöglicht nicht nur hohe Produktqualität und ein sicheres Arbeitsumfeld beim Produzenten, sondern gibt interessierten Konsumenten auch Einblick in den biologischen Landbau, persönlichen Bezug zu den eigenen Lebensmitteln und lädt zur gelegentlichen Mitarbeit ein. Fragt man sich im Supermarkt des Öfteren, wie bio der Spargel aus fernen Ländern denn nun eigentlich wirklich ist, kann man auf CSA-Weise sehr persönlich Anteil nehmen und Gewissheit über die Qualität der eigenen Lebensmittel erlangen.

CSA Hawaru-Hof

Auch Hannelore Walter und Rudolf Hoheneder betreiben in Kirchberg am Wagram ihren Hawaru-Hof nach CSA. Verschiedene Formen der Direktvermarktung konnten das Überleben der beiden bei einer Betriebsgröße von 12 Hektar nicht sichern. Als sie 2012 von Community Supported Agriculture hörten, keimte neue Hoffnung auf. Mittlerweile werden hier 18.000 Quadratmeter gut gemüsebaufähiger Boden im Weinbauklima nach biodynamischen Grundsätzen bewirtschaftet. „Unser Ziel ist möglichst ohne Verschwendung von wertvollen Ressourcen wertvolles schmackhaftes Gemüse zu erzeugen.“

Geboten wird den Mitgliedern am Hawaru-Hof einiges: Kräuter, Beeren, Blumen und 40 verschiedene Arten von frisch geerntetem Gemüse aus über 100 Sorten aus biodynamischem Anbau. Die Mitgliedschaften sind flexibel an den eigenen Bedarf angepasst. Von einer Person (€ 90,-/Monat) bis zur Versorgung einer Familie (€ 150,-/Monat), nimmt man mit, was man auch tatsächlich verbrauchen kann.

Wenngleich auch einzelne Konsumenten Mitglieder auf den CSA-Höfen werden können, ist die Zusammenarbeit von Foodcoops und den Landwirtschaftsbetrieben von besonderer Qualität, was die wirtschaftliche Sicherheit der Landwirtschaft betrifft. Allein im Falle der Kremser Initiative Krekoodel steht bereits heute eine erkleckliche Zahl an Mitgliedern für diese Partnerschaft zur Verfügung. Gleichzeitig versorgt die Lebensmittelkooperative ihre Mitglieder aber auch mit anderen Bio-Lebensmitteln, die nicht aus dem CSA-Hof stammen und kann daher den Bedarf der Konsumenten noch besser abdecken. Eine Hand wäscht hier sozusagen die andere – alle zusammen befriedigen alle Bedürfnisse.

Mitmachen erwünscht

Da die Foodcoops meist über eine Vereinsstruktur verfügen, die sich selbst in allen Belangen versorgt, ist die tatkräftige Mitarbeit der Mitglieder ausdrücklich erwünscht. Wobei sich auch hier ein kleines Ideal erfüllen kann, denn jeder bringt sich am besten dort ein, wo er talentiert ist. „Die Entscheidungsprozesse laufen bei uns nach soziokratischen Kriterien ab, es gibt Arbeitskreise für Produkte, Finanzen, IT, den Lager- und Auslieferungsraum sowie die Öffentlichkeitsarbeit“, erzählt man bei Krekoodel. Die meisten Mitglieder arbeiten ehrenamtlich in einem oder mehreren der bislang sechs Arbeitskreisen mit.

Das Mitmach-Prinzip in Krems ist übrigens einfach: Mitglied werden, Mitgliedskonto mittels Überweisung auffüllen, den Wocheneinkauf per Internet bis Dienstagabend bestellen und ab Freitag Mittag im „Gewölbe“, dem Krekoodel-Lokal in der ehemaligen Schlosserei Braun am Pfarrplatz 5 in Krems abholen. Die Termine werden auch gesondert auf der Facebook-Seite von Krekoodel veröffentlicht.

Auch in Pöggstall haben sich bereits einige Konsumenten zu einer Foodcoop zusammengeschlossen. Hier wurde unter dem Namen „Speisekammer Pöggstall“ zwar kein Verein gegründet, aber einige Gleichgesinnte haben am Hauptplatz 13 zusammen ein Lokal angemietet, wohin Bäuerinnen und Bauern ihre Produkte liefern.

Hier finden Sie eine Liste aller Foodcoops in Österreich

Lesen Sie den ganzen Artikel in der Wald4tlerin Sommerausgabe 2017

 

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