Schon immer spornten sie Aktivitäten an, die Mut und Ehrgeiz erfordern. In jungen Jahren war es Motocross, später Paragleiten, Bungee-Jumping und Downhill-Biken – alles was Action bringt, wird ausprobiert.
ERZÄHLT VON RHEA MÜLLNER
Und dann gibt es da noch eine Seite an Nina, bei der es nicht um Adrenalin geht. Als Model schlüpft sie in unterschiedliche Rollen. Körperbeherrschung und Schönheit stehen dabei im Vordergrund. Zwei Seiten, die im ersten Moment so gar nicht zusammenpassen wollen. Doch genau dieser Mix scheint das Erfolgsrezept der jungen Waldviertlerin zu sein, die zunehmend zum Online-Star wird.
Eigentlich ist Nina von Beruf Röntgenassistentin. Doch zwischenzeitlich verdient sie ihr Geld heute mehr und mehr als Influencerin. So werden Personen bezeichnet, die aufgrund ihres Ansehens und ihrer Bekanntheit in den sozialen Netzwerken als Werbeträger in Frage kommen. Viele Unternehmen profitieren so von der Reichweite dieser Influencer durch bezahlte Postings und Produkterwähnungen.
Waren es früher vorrangig Berühmtheiten, denen solch große Werbedeals zuteil wurden, so sind es heute zumehmend Social Media-Stars. Vom großen Erfolg auf Instagram, YouTube & Co träumen viele. Tatsächlich verdienen damit aber nur verhältnismäßig wenige. Nina, die online als Miss Peaches auftritt, hat jedoch genau das geschafft: Über 40.000 Menschen auf Instagram und mehr als 20.000 auf YouTube folgen der Waldviertlerin durch ihren Alltag. Geplant hatte sie das nicht.
Wendepunkt
„Neben dem Studium habe ich für einen bekannten Energydrink-Hersteller im Promotion- und Eventbereich gearbeitet. Aus dem Nebenjob ist nach einigen Jahren eine Vollzeitanstellung geworden“, erzählt Nina. Es ist die Zeit, in der gut etablierte soziale Netzwerke wie Facebook nicht mehr wegzudenken sind, und andere, wie Instagram, gerade im Kommen sind. Wie viele andere auch nutzte Nina ihre Accounts vorrangig, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Dazu postete sie Fotos aus ihrem alltäglichen Leben.
Einen 08/15-Alltag gab es im Leben der Nina Gutenthaler schon aufgrund ihres Jobs nicht, durch den sie oft auf Reisen war, spektakuläre Partys besuchte und interessante Persönlichkeiten traf. Dazu noch der ständige Drang nach Freizeitabenteuern. „Mein Motto lautet: Finde deine Komfortzone – und dann verlasse sie. Mir war es immer schon wichtig, etwas zu erleben. Und das passiert nur dann, wenn man rausgeht und etwas dafür tut.“
Statt den obligatorischen Mittagsteller zu posten, fanden sich auf ihren Accounts somit von Beginn an Fotos und Videos von gefährlichen Mountainbike-Touren, Bungee-Sprüngen von Brücken, Lianen schwingend im Sommer und Snowboard-Abenteuer im Winter. Das alleine wäre vermutlich schon außergewöhnlich genug, würde zwischendurch nicht immer wieder die andere Waldviertlerin zum Vorschein kommen.
Wild, frech und wunderbar
Seit einigen Jahren steht Nina nämlich auch als Model vor der Kamera. Mit ihren ausdrucksvollen Augen, den zahlreichen Tattoos und ihrer unkomplizierten Art ist sie mittlerweile der Liebling vieler Fotografen. „Oft sind meine Tattoos aber leider auch ein Hindernis. Gerade im kommerziellen Bereich habe ich manche Modeljobs deshalb nicht bekommen oder musste ich meine Tätowierungen komplett verstecken.“ Für Nina sind die Tattoos ein wichtiger Teil ihrer selbst. Unter die Haut kommt, was gefällt oder eine persönliche Bedeutung hat. Das wohl außergewöhnlichste Tattoo befindet sich an einer ganz speziellen Stelle. „Ich habe mir auf der inneren Seite der Unterlippe „grumpy“ tätowieren lassen. Das war zu der Zeit ein Running-Gag, abgesehen davon sieht man es an dieser Stelle nicht, wenn man es nicht unbedingt herzeigt.“
Als Gegensatz sieht Nina das Modeln und den Extremsport nicht. „Ich mag den Beautykram genauso, wie ich gerne mal eine Wildsau bin und keine Angst davor habe, dreckig zu werden.“ Und genau diese Kombination dürfte für zahlreiche Menschen von Interesse sein. Darin zumindest begründet Nina den Erfolg ihrer Socia Media-Accounts, die laufend mehr Follower verzeichnen. „Zu Beginn war es schon sehr verrückt, dass sich so viele Menschen für mein Leben interessieren. Ich habe nie etwas inszeniert, sondern einfach nur gezeigt, wer ich bin. Innerhalb eines Jahres hatte ich 20.000 Abonnenten auf YouTube. Das durchwegs positive Feedback hat mich schlussendlich darin bestärkt, weiterzumachen und herauszufinden, wohin diese Reise führt.“
So begründet Nina ihren Entschluss, sich im vergangenen Jahr selbständig zu machen, um einen verstärkten Fokus auf ihre Social Media-Welt zu legen. Deals mit bekannten Automarken, Herstellern von Beautyprodukten und Sport-Equipment geben ihrem Erfolg recht. Doch bei all den möglichen Sponsorship-Anfragen steht für Nina immer im Vordergrund, sich selbst treu zu bleiben. „Für mich ist das Allerwichtigste, authentisch zu bleiben. Natürlich leben Influencer davon, Werbung für Produkte zu machen. Doch es sollen nur jene sein, mit denen man sich auch wirklich identifizieren kann.“
Genau diesen Rat gibt sie auch jungen Mädchen, die sie nach ihrem Erfolgsrezept fragen. „Ich bekomme täglich unzählige Nachrichten. Besonders wichtig sind mir die von jungen Mädels. Oft interessieren sie sich fürs Biken, das gefällt mir. Ich möchte sie in ihrem Tun bestärken und manchmal hilft da eine Antwort von mir weiter. In solchen Momenten bin ich schon stolz!“ Denn gerade das Downhill-Biken ist nach wie vor Männerdomäne. Frauen wie Nina erkämpfen sich hier Schritt für Schritt ihren Platz und genau das macht vielen Mädchen Mut.
Mit ihrem ungeplant eingeschlagenen Weg bewist Nina: Sich selbst treu zu bleiben führt zum Erfolg. Einen Blick in die Zukunft wagt die Waldviertler Schönheit nicht. Viel wichtiger ist ihr das Hier und Jetzt, das Leben im Augenblick. Wir sind uns aber sicher: Von dieser Powerfrau wird man noch einiges hören und sehen.
Aus der Wald4tlerin, Frühling 2019 | Fotos: Nina Gutenthaler/Martha Gattringer
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