KEIN BOCK?

Spaßmacher Ziege hilft

Sylvia Gruber lebt in Rehberg bei Krems mit zwei Ziegenböcken und einer Geiss als Haustier. Sie ist überzeugt: Ziegen sind die intelligentesten und lustigsten Wiederkäuer

Haustiere der besonderen Art hält Sylvia Gruber im großen Garten ihres Bürohauses in Rehberg bei Krems. Denn seit einigen Jahren teilt die Natur- und Landschaftsvermittlerin, die die Messen ›Im Grünen‹, ›LandHausLeben‹
und ›Wild, Wald, Wasser‹ organisiert, ihr Leben mit den beiden Pfauenziegenböcken Dio und Winzi sowie der Ziegengeiß Mia.

Griechenlandfan Sylvia Gruber hat immer schon ein Faible für Ziegen gehabt. Als sie dann ihr Büro in dem charmanten Häuschen in Rehberg einrichtete und bald erkennen musste, dass sie das zugehörige Hanggrundstück unmöglich selbst kultivieren konnte, witterte sie ihre Chance sich den langgehegten Wunsch zu erfüllen und machte sich auf die Suche nach geeigneten Paarhufern. „Der Garten hier ist ja geradezu ideal für Ziegen, groß genug und im oberen Bereich eben, sodass ich dort auch mit dem Auto zufahren kann“, berichtet die Waldviertlerin stolz. Bei einem Züchter hat sie die beiden Böcke Dio und Winzi als Jungtiere vor dem Schlachter gerettet, denn „eigentlich wollte ich ja keine Böcke, sondern lieber Geißen.“ Die Ziege Mia kam dann erst einige Zeit später hinzu, als für das ausgewilderte Tier dringend ein Platzerl gesucht wurde. „Mit einem Wollhandschuh habe ich behutsam den Geruch der Ziegendame zu meinen beiden Böcken gebracht und umgekehrt, um zu sehen, ob sie sich vertragen und um sie schon aneinander zu gewöhnen.“ Rasch zeigte sich da, dass Winzi ganz verrückt nach Mias Duft war und umgekehrt. Das ist auch bis heute so geblieben: Mia und Winzi sind dicke Freunde.

Während andere Menschen mit ihrem Hund Gassi gehen oder mit ihrem Pferd über die Felder reiten, macht sich Sylvia Gruber mit dem Hirtenstab und ihren drei Gefährten auf zum Weidegang. Dann streift sie mit den Ziegen stundenlang durch die Wiesen und beobachtet deren Tun. „Es ist beispielsweise sehr interessant zu sehen, wie wählerisch Ziegen fressen. Sie wissen offenbar genau, welche Pflanze sie wann brauchen, etwa um sich selbst zu entwurmen. Ich habe viel von den Tieren gelernt, meine Beobachtungen dann recherchiert und dabei erkannt, dass so manches bereits im Mittelalter als Medizin bekannt war, was die Ziegen heute bei Bedarf fressen.“
Wer denkt, dass sich Ziegen gut als ›Rasenmäher‹ im eigenen Garten eignen, muss allerdings enttäuscht werden. Denn bevorzugt knabbern die Wiederkäuer an Wildkräutern und Blättern von Buschwerk, aber auch Wildfrüchte wie Schlehen und Kriecherln wissen sie zu genießen.

Mit den Ziegen durch die Gegend zu spazieren, gehört für die Messe-Lady zu den entspannendsten Momenten. Die Tiere sehen beim Weidegang immer nach ihrem Hirten und folgen ihm auch. Eine Leine ist daher nicht nötig. „Kommen wir auf unserem Weg allerdings bei einem Gartenhaus mit schönen Blumen vorbei, dann müssen wir großräumig ausweichen oder die Ziegen werden angeleint, denn bunte Pelargonien gehören auch zur Leibspeise der Ziegen“, lacht Gruber.

Querfeldein wandert das seltene Quartett durch verwilderte Wiesen, Weingärten und über Böschungen, um dabei mit Vorliebe alte, ausgediente Gartenhütten zu inspizieren, was diesen ausgesprochen aufgeweckten Tieren großen Spaß macht. „Die Hütten werden dann ganz genau unter die Lupe genommen. Ziegen sind nämlich ganz besonders neugierige Tiere“, berichtet die Unternehmerin von ihren Beobachtungen. „Wildtiere wie Reh und Hase lassen uns sehr nah heran und sind oft neugierig, offenbar ganz ohne Furcht.“
Oft setzt sich die ›Ziegenmutter‹ auch zu den Ziegen und Herdenführer Dio legt sich dann gleich neben sie. „Er beginnt dann mit dem Wiederkäuen, wobei hier jeder Bissen rund 70 Mal gekaut wird. Eine anstrengende Tätigkeit für das Tier, bei der es Ruhe braucht. Das beruhigende Mahl-Geräusch mit tollem Blick ins Kremstal hinunter ist auch für mich wunderbar entspannend und ich genieße die Zeit mit meinen Ziegen sehr.

Wer nun inspiriert wurde, sich auch Ziegen anzuschaffen, sollte wissen, dass die Tiere ein artgerechtes Gelände benötigen mit reichlich Buschwerk, damit sie sich an frischen Blättern und jungen Zweigen laben können. Ziegen sind Herdentiere und sollten nicht alleine gehalten werden. Neben genügend Auslauf ist auch eine trockene, windgeschützte Unterkunft für sie wichtig. Dann aber, davon ist Sylvia Gruber überzeugt, wird man viel Freude am Zusammenleben mit den lustigen Tieren haben.

Ziegen werden oft unterschätzt, ist sie überzeugt, dabei hält sie sie für die intelligentesten Tiere unter den Wiederkäuern und wurde schon oft im spannenden Zusammenleben von deren Einfallsreichtum überrascht. Und wie zur Bestätigung stehen plötzlich alle drei Tiere neugierig am Zaun, als wir uns verabschieden. Obwohl ihre Hirtin doch überzeugt gewesen war, dass sich die Tiere bei dieser Hitze nicht blicken lassen würden. Tja, einfallsreich und lustig eben!

von Lilly Dippold aus der Herbstausgabe 2015

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