Horn, der Glückstreffer
Im östlichen Randbereich des Waldviertels ist allerhand los.
Weltklasse Musiker pilgern in den Sommermonaten in die Region, internationale Fußballspieler mischen den Lieblingssport der Waldviertler auf und Klaviere werden samt rotem Teppich durch die Strassen geschoben. Es überrascht nicht, dass sich all das in der Stadt abspielt, die schon seit jeher ein großes Herz für Kunst, Kultur und Fußball hat.
Erzählt von Rhea Temper
Auf den ersten Blick scheinen Fußball und Kunst nicht unbedingt viel gemeinsam zu haben. Auf den zweiten Blick, vor allem aber nach einem Gespräch mit Sönke Niklas, dem Klubmanager des SV Horn, ist diese Ansicht schnell revidiert. Einige Zeit war er beruflich im Kulturbereich tätig, bis er dann später von der Bühne auf den Rasen wechselte. Dass Kunst und Fußball viele Gemeinsamkeiten haben, steht für ihn außer Frage: „Es gibt viele offensichtliche Parallelen. Wirtschaftlich gesehen haben beide spezielle Bedürfnisse, beide sind im Freizeitsektor tätig und das Wichtigste: Fußball und Kunst versuchen, Leute zu begeistern.“
Gelegentlich spielen sich die ansässigen Kulturorganisationen und der erfolgreichste Fußballverein des Waldviertels auch gegenseitig den Ball zu, in dem sie einander bewerben oder Kombitickets verkaufen. So herrscht in Horn kein Nebeneinander, sondern vielmehr ein Miteinander. Auch die wichtigste Parallele, nämlich Menschen zu begeistern, gelingt beiden. 500 bis 1.000 Zuschauer zählt der SV Horn pro Heimspiel und alleine 8.000 Besucher lauschten 2017 den Konzerten des Festivals von Allegro Vivo, dem größten Klassikmusikfestival im Waldviertel. Und dann gibt es da noch eine weitere Gemeinsamkeit, die mit Sicherheit ihren Beitrag zu den Besucherrekorden leistet: In Horn gehen internationale Größen ein und aus.
Heimat der Torschützenköniginnen
Seit Kurzem werden die Jungs vom SV Horn vom Deutschen Carsten Jancker trainiert. Wer ein bisschen etwas für Fußball übrig hat, weiß, dass dieser in seiner aktiven Spielerkarriere großartige Erfolge wie den Champions League Titel, den Vize-Weltmeistertitel, den Gewinn des Weltpokals, vier deutsche Meisterschaften und eine österreichische Meisterschaft erringen konnte. „Als Trainer lebt er aber nicht in der Vergangenheit, wichtig ist ihm die tägliche Arbeit am Platz“, erzählen Sönke Niklas und Patrik Schuch vom SV Horn. Genau das mache auch seinen Erfolg als Trainer aus, sind beide überzeugt. Erfolge, die sich sehen lassen können – so gewann der SV Horn zuletzt unter der Regie von Jancker die Herbstmeisterschaft und kämpft damit im Frühjahr um den Aufstieg in die Erste Liga.
Doch nicht nur die Herrenmannschaft ist Erfolge gewöhnt: Horn ist ebenso Heimat der Torschützenköniginnen. Seit bald 25 Jahren ist Damenfußball hier etabliert. Was damals klein begann, endete in der letzten Saison mit einer Topleistung, denn auch die Horner Damen wurden im Herbst Meister und sind damit die erfolgreichste Waldviertler Damenmannschaft. Aber nicht nur die eigenen Erfolge, sondern auch jene des Frauen-Nationalteams bei der EM im Jahr 2017 sind in Horn zu spüren, erzählt die Sektionsleiterin der Horner Damen, Nora Sochurek: „Das Interesse wird nicht nur bei den Spielerinnen größer, man merkt auch anhand der steigenden Besucherzahlen, dass der Sport immer populärer wird.“
Der Zuspruch für den Damenfußball wird also größer und so verhält es sich auch mit den jungen Talenten, die nach einer geeigneten Ausbildungsstätte suchen. Weil dem SV Horn das Fördern junger Spieler immer schon ein wichtigstes Anliegen gewesen ist, wird aktuell neben dem Leistungszentrum für Jungen nun auch eines für Mädchen aufgebaut. Ab Herbst sollen in Horn junge Mädchen, gemeinsam mit Partnerschulen wie der HAK oder der HLW, auf ihrem Weg zur Profi-Fußballerin begleitet werden. Rund fünf Trainings pro Woche werden da in den Alltag der Mädchen integriert. Vergleichbare Angebote für Frauen gibt es im Waldviertel bislang noch nicht. Damit steht der SV Horn erneut vor einer Pionierarbeit wie vor gut 25 Jahren, als versucht wurde, den Damenfußball in der Region zu etablieren, dieser damals aber noch mit Seniorenkegeln gleichgestellt wurde. Beharrlichkeit und Mut beweisen, dass längst auch dort Platz für Frauen ist, wo sie sich selbst vielleicht lange Zeit nicht gesehen haben.
„Vergleichbares gab es zu dieser Zeit in der Gegend kaum“, weiß Saskia Kaas. Seit acht Jahren leitet sie nun die Allegro Vivo Sommerakademie, bei der Studenten aus 40 Nationen zusammentreffen, um bei den Granden der klassischen Musikszene zu lernen. Geschichten von tollen Begegnungen mit Studenten aus aller Welt erzählt Saskia Kaas genauso gerne, wie von ihrem jährlichen Lieblingskonzert: „In Altpölla findet jährlich im Zuge des Festivals ein Konzert in der alten Kirche statt. Es ist ein kleines Konzert, hierher kommen keine Busse und die Besucher sind in erster Linie Einheimische. Jedes Jahr lassen sie sich aufs Neue überraschen, welches Konzert gespielt wird, denn die Künstler werden erst 24 Stunden vorher bekanntgegeben. An diesem Tag im Jahr mischen sich Studenten aus Japan und Südkorea unter die Waldviertler, es gibt Schmalzbrot zu klassischer Musik im Schein des Kerzenlichts.“
Neben Altpölla sind auch heuer 50 unterschiedliche Konzerte an rund 30 verschiedenen Spielorten im Waldviertel geplant – Burgen, Schlösser, Stifte und Kirchen werden von 3. August bis 16. September zu Konzertbühnen. Manchmal sind es noch ausgefallenere Plätze, die zum Schauplatz werden: Im Rahmen der Konzertschiene „Open Space“ legt Allegro Vivo den Künstlern nämlich wortwörtlich den roten Teppich aus und zwar auf öffentlichen Plätzen. So kommt es schon einmal vor, dass Klaviere durch die Horner Straßen rollen. Weil Allegro Vivo seit nunmehr 40 Jahren internationale Künstler ins Waldviertel holt, steht auch das Jubiläumsjahr ganz im Zeichen dieser musikalischen Weltreise, die von den „Nordischen Klängen“ im Vereinshaus Horn über das Galakonzert „La notte Italiana“ im Kunsthaus Horn führt, mit der Weltstar Elisabeth Leonskaja in Stift Altenburg in die „Russische Seele“ eintauchen lässt und ein „Pannonisches Feuer“ mit dem Kelemen Quartett auf Schloss Rosenburg entfacht.
Der Waldviertler Kunstterminal
Mit dem Verein „SZENE Waldviertel“ hat Allegro Vivo im Kunsthaus Horn einen guten Nachbarn, denn auch hier dreht sich alles um Kunst und Kultur. Bis vor Kurzem war der Verein noch als „Szene Bunte Wähne“ bekannt, bis ihm Gründer Stephan Rabl mit Jahreswechsel einen neuen Namen sowie eine inhaltliche Neuausrichtung verpasste.
„Wir werden uns zukünftig mit allen Kunstgenres beschäftigen. Kunst und Kultur, genauso aber die Region, haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Wir beschäftigen uns damit, was es bedeutet, als junger Mensch im Waldviertel aufzuwachsen. Mit unseren neuen Kunst- und Kulturprojekten geht es nicht mehr nur um den Besuch einer Theatervorstellung, es geht darum Projekte zu machen, die das gesamte Umfeld der Jugendlichen und damit auch der Erwachsenen verändern.“ Umgesetzt werden soll dies mit Projekten wie der „Stadt der Kinder“, die mit Theater, interaktiven Workshops und Kunstwerkstätten eine Fantasiewelt erschaffen und Familien die Möglichkeit geben soll, Kunst und Kultur partizipativ zu erleben. Neben dem Kunsthaus, der Meierei Hoyos und den Museen der Stadt Horn wird dabei auch der Platz der Kinderrechte – davon gibt es in ganz Österreich nur einen in Wien und eben jenen im Stadtpark Horn – am 26. und 27. Mai zum Schauplatz. Kurz zuvor, von 25. bis 26. Mai verwandelt sich die alte Molkerei mit Poetry Slams, Modeshows, Beatboxing und Konzerten zu einem Raum für Jugendliche. Stephan Rabl, der den Grundstein für seinen Erfolgsweg vor beinahe 30 Jahren mit einer Clown Company legte, ist davon überzeugt, dass das Waldviertel nicht nur als klassische Naturregion, sondern vielmehr auch als Kulturregion gesehen werden muss. Horn bezeichnet er in diesem Zusammenhang als Kunstterminal des Waldviertels und den Ort, an dem Kunst und Kultur schon lange zuhause sind.
Finger voll Farbe und Sand
Doch nicht nur die Kulturinstitutionen, sondern auch einzelne Künstler wie Günther Wieland oder Silvia Edinger tragen zur bunten Kunst- und Kulturlandschaft im östlichen Waldviertel bei. Geprägt von ihrer eigenen Kindheit in Niederösterreich, ist die ehemalige Volksschullehrerin Silvia Edinger voller Energie und Tatendrang, für sie ist das Arbeiten mit Kindern „überlebensnotwendig“. Neben Töpfern, Weben, Batiken und verschiedenen Mal- und Zeichentechniken entdeckte sie vor rund zehn Jahren mit Panart ihre künstlerische Heimat.
„Bei Panart arbeiten bzw. denken wir verkehrt rum – man baut das Bild von unten auf. Dabei arbeitet man mit Schichten, die immer wieder übermalt werden, aber bei der Fertigstellung des Bildes trotzdem zum Vorschein kommen.“ Durch den Einsatz von Spachteln und ähnlichem Hilfsmaterial wird die Leinwand leicht verletzt – dadurch kommt schlussendlich ein Muster zum Vorschein. Neben der Technik ist auch die Farbe speziell: „Sie wird eigens hergestellt. Es handelt sich um ganz feine Pigmente, die sehr farbkräftig sind und stark abfärben. Es dauert oft Wochen, bis man die Farbe ganz von den Fingern bekommt“, erklärt Silvia Edinger. Ihr Können und Wissen gibt sie mit großer Hingabe weiter. Seit vielen Jahren ist sie nun schon in unterschiedlichen Schulen als Panart-Lehrerin unterwegs, und versucht den Kindern ein möglichst breites Spektrum mitzugeben, um das Interesse an Kunst, vor allem am bloßen Schaffen zu wecken. In Horn, so ist Silvia Edinger überzeugt, wird Kunst und Kultur mit Begeisterung gelebt. Und auch sie macht dafür Zugpferde verantwortlich und nennt dabei unter anderen den Künstler Günther Wieland.
Von Kindesbeinen an, so erzählt Günther Wieland, spielt Kunst eine zentrale Rolle in seinem Leben. Schon immer interessierte er sich für die Malerei und als Lehrer für Bildnerische Erziehung wählte er einen Beruf und damit einen Alltag, der Kunst allgegenwärtig machte. Ausstellungen in und außerhalb Österreichs, vor allem aber die Begegnungen mit namhaften Künstlern zählt Günther Wieland zu seinen größten Erfolgen.
In seinen Dreißigern sorgte seine zweite große Leidenschaft, der Sport, für einen völligen Umbruch in seinem Kunststil: „Durch einen Sportunfall, einen Schlüsselbeinbruch, entdeckte ich, dass ich mit meiner linken Hand wesentlich stärker bin, als mit meiner rechten. Damals wurden Kinder in der Schule noch „umgelernt“, wenn sie mit links geschrieben haben.“
Die Verletzung sorgte für eine Umorientierung – aus Landschaftszeichnungen, die zuvor viele Jahre lang im Fokus standen, wurden abstrakte Werke, später die Sandmalerei. „Seit den 1990er Jahren arbeite ich hauptsächlich mit Öl und Sand in Verbindung. Bis zu zehn Schichten Sand und Farbe werden dabei auf einer Leinwand aufgetragen.“
Oft ruhen die Werke, die vorwiegend in seinem Atelier vis-à-vis vom Kunsthaus Horn angefertigt werden, für einige Zeit, bis sie später erneut überarbeitet werden. Inspiration für seine Werke findet Günther Wieland in erster Linie in der Natur, oft in Verbindung mit Sport. Besonders das naheliegende Taffatal ist ihm eine wichtige Inspirationsquelle und zugleich Fundort für sein wichtigstes Material, den Sand. So verbindet der Künstler in seinen Werken nicht nur seine Inspiration durch die Natur, sondern auch die Natur selbst.
Geschichten von früher
Während Günther Wieland in seinem Atelier, den Blick auf das Kunsthaus gerichtet, an seinen Werken arbeitet, herrscht ebendort reges Treiben. Neben den Büroräumen der beiden Institutionen SZENE Waldviertel und Allegro Vivo, beherbergt das Gebäude regelmäßig Konzerte, Festivals und Seminare als Veranstaltungsort. Doch genutzt wurde es nicht immer für diesen Zweck, immerhin blickt es auf eine mehr als 400-jährige Geschichte zurück.
Erbaut wurde das heutige Kunsthaus und damalige „große Haus“ im Jahr 1590. Später gründete der Piaristenorden hier eine Schule, die über die Jahre hinweg von einem Landes-Obergymnasium in ein Bundesgymnasium umgewandelt wurde und schlussendlich in den frühen 1960er-Jahren aus dem Gebäude auszog. Im Jahr 1983 erfolgte die Zurücklegung der Stiftsverwaltung und zugleich die Beauftragung der Bezirkshauptmannschaft Horn mit der Verwaltung. Wenige Jahre später wurde das Gebäude revitalisiert, dabei wurden die 1657 zugemauerten Arkaden wieder freigelegt, die heute regelmäßig von den Kunst- und Kulturinstitutionen in Szene gesetzt werden.
Noch weit älter als das Kunsthaus Horn ist die erste urkundliche Nennung der damaligen Siedlung – bereits Mitte des 11. Jahrhunderts wurde Horn erstmals in einer Urkunde erwähnt. Bezogen war diese Nennung auf eine Kirchensiedlung, die nahe der Wehrkirche St. Stephan lag. Später, im Jahr 1282, wurde Horn als wichtiges Handelszentrum auch erstmals als Stadt bezeichnet.
Für die Namensgebung der heutigen Bezirkshauptstadt gibt es unterschiedliche Erklärungen: So soll Horn einerseits „bei den Leuten am hornförmigen Hügel“ bedeuten, andererseits soll der Name auf das althochdeutsche Wort „horo“ – nämlich Sumpf – zurückzuführen sein, denn tatsächlich war die Umgebung der Stadt früher versumpft. Nicht nur die Deutung des Stadtnamens, sondern die gesamte Geschichte der Stadt Horn ist unheimlich vielseitig.
Aus diesem Grund widmet sich eine Dauerausstellung im Stadtmuseum den verschiedenen Epochen und den spannenden Geschichten, die es über die Stadt zu erzählen gibt. Und weil jene vom Räuberhauptmann Grasel, dessen Raubzüge im ganzen Waldviertel gefürchtet waren und die im Jahre 1815 nahe Horn mit seiner Verhaftung endeten, schon seit Jahrhunderten gerne erzählt und gehört wird, findet sich im städtischen Museum auch dazu eine dauerhafte Ausstellung.
Liebenswerte Nachbarn
Lange bevor Grasel selbst zum Räuberhauptmann wurde, soll er erfahrenen Einbrechern als Komplize gedient haben, so auch bei einem Einbruch in Raabs an der Thaya. Rund 20 Minuten Fahrtzeit liegen zwischen Horn und Raabs und heute teilen die beiden Städte weit mehr, als nur Geschichten über den Räuberhauptmann. Gemeinsam mit der tschechischen Stadt Telč waren die beiden Städte im Jahr 2009 Ausrichtungsort der Niederösterreichischen Landesausstellung unter dem Titel „Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint.“.
Synergien wurden damals wie heute genutzt, und so veranstaltet die Horner Kulturinstitution Allegro Vivo seit vielen Jahren ein Konzert in der mystischen Burg Raabs, die auf einem Felsrücken hoch über der Stadt erbaut wurde. Sie bildete vom 11. bis 13. Jahrhundert gemeinsam mit dem Ort am Zusammenfluss der Mährischen mit der Deutschen Thaya das Zentrum eines sogenannten »Königsbezirkes«, aus dem sich eine unmittelbar dem Deutschen Reich unterstellte Grafschaft entwickelte. Heute ist die Burg im Privatbesitz und kann nach Vereinbarung besichtigt werden.
Neben dem freundlichen Hauptplatz, der prächtigen Burg und gemütlichen Pfaden entlang der Thaya, gibt es in Raabs auch kulinarisch einiges zu entdecken. Beim „Blunznwirt“ Heinrich Strohmer wird die traditionelle Blutwurst auf verschiedene Arten serviert, während sich beim jährlichen „Obstbrandweg im Thayaland“ die heimischen Schnapsbrenner zusammentun, um Besuchern Einblicke in die Brennanlagen zu ermöglichen und dabei die eine oder andere Kostprobe verteilen.
Verkostungen gibt es auch bei Familie Theurer in Modsiedl. Wer es scharf mag, kriegt Haselnussgeist und wer es lieber süßer hat, kostet die Haselnuss am besten pur. Als einer der ganz wenigen in Österreich baut die Familie nämlich Haselnüsse an, verarbeitet diese weiter zu Öl, Geist und Mehl oder verpackt sie für den Verkauf. Schon die Kleinsten der Familie helfen mit und wissen, wie die harten Nüsse zu knacken sind. Kunden und Besucher werden freundlich am Hof begrüßt und weil das auch so bleiben soll, gibt es die Haselnüsse nur direkt bei den Theurers zu kaufen.
Auch die Stadt Eggenburg, nur einen Katzensprung von Horn entfernt, ist voller tüchtiger Menschen. Als Stadträtin für Kultur, Initiatorin der Eggenburger Frauentage, Erfinderin des populären Mittelalterfests, Fotografin und Mitbegründerin der „Manufactura Eggenburg“ ist Margarete Jarmer ein richtiger Wirbelwind. Seit mittlerweile 23 Jahren veranstaltet sie Österreichs größtes Mittelalterfest, das jährlich 30.000 Besucher anlockt, und die ganze Stadt ein Wochenende lang in eine völlig andere Welt verwandelt. Neben Musik, Theater und Handwerkskunst findet man mittelalterliche Speisen auf den Markständen, die zum Teil aus Österreich und zum Teil aus Ländern wie Frankreich, England und Polen kommen. Weil es die schönen handgemachten Sachen nicht nur einmal im Jahr geben soll, hat sich Margarete Jarmer vor Kurzem mit weiteren Handwerkern zusammengetan, um am Hauptplatz in der „Manufactura Eggenburg“ Handwerkskunst verschiedenster Hersteller angeboten. Zu finden gibt es all das, wonach man wohl lange suchen würde: geflochtene Körbe, Bürsten, Hüte, Lederwaren, Polster, Geigen, Holzspielzeug und Fischledererzeugnisse. Alle Produkte werden in Österreich unter der Wahrung alter Traditionen sorgsam hergestellt, die Produktpalette ändert sich oft und immer wieder kommen auch neue Handwerker dazu. Wichtig ist den Mitgliedern nicht nur das Herstellen der Produkte, sondern auch das Reparieren und Revitalisieren. So gibt es zum Beispiel eine Kooperation mit der Justizanstalt Stein, wo alte Schuhe repariert und neu besohlt werden.
Wo einst der Räuberhauptmann Grasel vermutlich noch barfuß sein Unwesen trieb, hinterlassen heute Fußballspieler auf dem Rasen Spuren, rollen Klaviere durch die Altstadt und beginnen junge Künstler neue Wege zu gehen.
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