Bunt, bunter, Walter Kogler
Walter Kogler steckte schon immer voller Tatendrang, eine Tatsache, die durch seinen bunten Werdegang untermauert wird.
Neben zahlreichen beruflichen Stationen und vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten, blieb für den Autor und Dichter jedoch immer eine Sache beständig: seine Verbundenheit zum Waldviertel. Seit dem Erscheinen seines ersten Gedichtbands sind nun zwanzig Jahre vergangen. Ein Anlass, um zurück und nach vorne zu blicken.
Erzählt von Rhea Temper
Stets mit offenen Augen durch die Welt gehen – so einfach und leicht beschreibt Walter Kogler die Quelle seiner Inspiration. In seinem Schaffen als Autor und Dichter sind es die Menschen in der Großstadt und am Land, gesellschaftliche Ereignisse oder die eigene Familie, die ihn inspirieren. Die Einfälle kommen meist ganz von alleine und oft bleibt er am Straßenrand stehen, um ein paar Zeilen niederzuschreiben. Gedanken, die sich später vielleicht in seinen Gedichtbänden wiederfinden.
Beflügelt von seiner Umgebung war Kogler schon vor 20 Jahren. Damals veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, ein Sammelsurium an Versen und Erzählungen. Heute, so verrät er, muss er über seine damaligen Texte und Gedichte schmunzeln: „Seit der Erscheinung des ersten Bandes hat sich viel verändert. Mein Schreibstil, meine Gedanken und auch mein Spektrum sind breiter geworden.“
In den Jahren danach erschienen drei weitere Bände mit gesellschaftlicher und politischer Ausrichtung, sowie Texte und Gedanken zum Waldviertel. 2015 wurde sein bisher letzter Gedichtband “SinnlICH“ veröffentlicht. Diesen beschreibt Kogler als seinen bisher gelungensten: „Es ist eine Sammlung an lockeren, erotischen Texten.“ Im Kontext dieses letzten Werks arbeitete er gemeinsam mit anderen Künstlerinnen, so finden sich im Buch neben den Texten auch Aktaufnahmen der Fotografin Doris Schwarz-König und Aquarelle von Claudia Hüttl. In Summe hat Kogler bisher fünf Gedichtbände publiziert. Wobei die letzte Veröffentlichung nicht die Nummer fünf, sondern die Nummer sechs trägt, denn heißt ein Buch schon “SinnlICH“, so Kogler, muss es der sechste Band einer Reihe sein. Somit bleibt ihm noch, den fünften Band nachzuholen.
Neben den Gedichtbänden schreibt Kogler auch Bücher. In seinem Werk „Rock & Roll am Bauernhof – Die Musik der 70er im Waldviertel“ gibt er Einblicke in die damalige Musikszene am Land und erzählt von den Träumen und Plänen seiner Rockband „Siddhartha“. „Ich wollte mit dem Buch aufzeigen, was uns in dieser Zeit beeinflusst hat. Damals, in den 70er- Jahren, dachten wir, wir würden gegen den Strom schwimmen. Heute weiß ich, dass wir mit dem Strom geschwommen sind“, so der leidenschaftliche Waldviertler.
Einen bitteren Beigeschmack scheint das Buch aber für ihn zu haben: Zu Koglers Bedauern herrscht seit der Veröffentlichung zwischen ihm und einem ehemaligen Bandmitglied Funkstille. Ein kleiner Wermutstropfen, den die künstlerische Freiheit wohl mit sich bringt.
Sein neuestes Werk soll im September erscheinen. “Verrückt bis in den Tod“ heißt es. Ein Liebeskrimi, der vom europaweiten Betrug mit Wasseraktien handelt. Walter Kogler selbst spielt die Hauptrolle – ein Reporter, der auf vier verschiedenen Schauplätzen, unter anderem im Waldviertel, agiert.
So bunt wie seine Texte und Gedichte, gestaltet sich auch sein beruflicher Werdegang. In insgesamt zwölf verschiedenen Positionen in völlig unterschiedlichen Branchen, arbeitete er in den vergangenen 45 Jahren. „Ich habe als Elektro- und Antennenbaulehrling begonnen, war danach beim Finanzamt. Mit 27 wollte ich aber nicht wissen, was ich mit 60 einmal verdienen werde, darum bin ich auch dort nicht geblieben. Danach habe ich begonnen im Bereich Sport und Mode zu arbeiten, hatte selbstständig ein Geschäft, mit dem ich in Konkurs ging. Später war ich zehn Jahre lang in einem bekannten Möbelhaus und danach in der Hotelbranche im Marketing und Verkauf.“ Zuletzt ließ sich Kogler zum Mentaltrainer ausbilden, betreute unter anderem die Handballmannschaft von Eggenburg und arbeitet derzeit als Key Account Manager in einem Wiener Betrieb.
Als wären all diese Stationen nicht schon farbenfroh genug gewesen, erlebte der Mann der Worte auch privat eine große Wende. Beinahe sein gesamtes Leben verbrachte der Autor mit dem Wissen, seinen biologischen Vater nicht zu kennen. Spät fasst er den Entschluss, nach ihm zu suchen und folgt seinen Spuren in die Schweiz. Leider zu spät – Vater und Sohn lernen sich nicht mehr kennen.
Doch im Alter von 57 Jahren trifft Kogler erstmals seine drei Geschwister in der Schweiz, von deren Existenz er bis dahin nichts wusste. Schnell entsteht eine innige Beziehung zwischen seinen neuen Verwandten, die dem Horner wie aus dem Gesicht geschnitten sind. „Es ist so, als würde ich meine CD-Sammlung aufmachen. Wir passen alle zusammen, es ist einfach melodisch“, freut sich Kogler über seine neu gewonnene Familie.
Auch wenn er nun einen Teil seiner Wurzeln in der Schweiz weiß, gibt es für ihn nur einen Ort, der wirklich Zuhause ist: „Früher habe ich immer geglaubt, man könne ohne Horn nicht leben. Es war immer Mittelpunkt aller meiner Lebensbereiche. Seit einigen Jahren weiß ich aber, dass es nicht Horn, sondern das Waldviertel ist. Ich finde immer wieder Plätze hier, die mir Kraft geben. An denen man Zufriedenheit spürt und es mir einfach gut geht. Nicht umsonst siedeln sich so viele Künstler im Waldviertel an, das hat einen Grund. Das ist mein Waldviertel. Das ist, wofür ich kämpfe.“
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.