Barockes Waidhofen: Gala mit Genuss & Genie
Ein spektakulärer Event erhellte gestern Abend den Waidhofner Stadtsaal kulinarisch und musikalisch, als Eunike Grahofer zusammen mit der Initiative „Gesunde Gemeinde Waidhofen“ in Kooperation mit der Universität Salzburg zu einem einzigartigen barocken Gala-Dinner lud.
Die Waidhofner Kräuterpädagogin, Ethnobotanikerin und Autorin Eunike Grahofer steht seit ihrem Projektgewinn im Jahr 2015 in engem Kontakt mit der Universität Salzburg, und ist Mitglied der Arbeitsgruppe Cititzen Sience (ARGE CS). Im Rahmen einer Zusammenarbeit entstand die Idee, in der Heimatstadt der Autorin ein Gala-Dinner nach alten barocken Rezepten zu veranstalten.
Der Leiter der Arbeitsgruppe Gesunde Gemeinde Waidhofen, Alfred Sturm, konnte für dieses Projekt ebenfalls begeistert werden und unterstützte die Vorbereitungen mit seinem Team nach Kräften. Schließlich passte diese kulinarische Zeitreise in eine fast 300 Jahre alte Kochkultur ja auch perfekt in die Barockstadt Waidhofen.
Mit Michael Stocker wurde ein kreativer Koch gefunden, der diese Idee vom Start weg mit großem Engagement leidenschaftlich unterstützte, und den Abend zu einem echten kulinarischen Highlight machte. „Es war ein tolles Abenteuer, an dem ich besonders schätzte, dass die Rezepte viel Raum für Gefühl, Know-how und Kreativität lassen. In den alten Handschriften wurden ja nur die Zutaten notiert, jedoch keine Mengenangaben oder gar Kochzeiten, wie das heute so üblich ist. Deshalb hat es richtig Spaß gemacht, diese 17 Speisen zuzubereiten”, begeisterte sich der K12-Wirt und erfahrene Caterer. Diese Erfahrung erwies sich auch als wichtiger Baustein zum Gelingen dieses großen Gala-Dinners, denn der Stadtsaal war rasch bis auf den letzten Platz ausgebucht.
Mit dem „Ensemble Harmonie-Wien” gelang es Eunike Grahofer, die Mitglieder der Wiener Philharmonie nach Waidhofen zu bringen, um dem Gala-Abend den perfekten musikalischen Rahmen zu geben. Schließlich war es ja auch bei den barocken Gelagen üblich, sich die Speisenfolgen mit Musik vom Feinsten zu versüßen. Gerhard Kaufmann (Violoncello), Lisbeth Maderthaner-Jank (Violine), Wolf Dieter Rath (Viola) und Clemens Horak (Oboe) sorgten nicht nur für beeindruckende Klänge, sondern brachten mit Elias Keller zudem eine Riesenüberraschung mit in den Stadtsaal. Der 10-jährige Wunderknabe aus Kärnten, der erst vor drei Jahren das Klavier Spielen erlernt hatte, wird bereits als neuer Mozart gefeiert. Mit so beeindruckenden und herausfordernden Klavierstücken wie dem Prelude cis-Moll, Opus 3 Nr. 2 von Sergeij Rachmaninoff machte er das Publikum schier atemlos vor Begeisterung.
Zwischen diesen musikalischen Höhepunkten und Klängen von Schrammel, Mozart, Vivaldi und Bach genossen die zahlreichen Gäste die barocke Speisenfolge von Eine guete Arbes Suppen (Erbsensuppe), Gute Hechten Ködlein (Forellenknödel), Eyer Knödlein von hart gesottenen Eyern (Eierknödel) und henen khnödl (Hühnerknödel), danach Wie man das Fleisch Stückleinweiß in allerhand gemeine Hochzeit=Pasteten bereiten und einschlagen soll (Hirschpastete), Khösten Zukhochen (Maroni in Orangensauce), Item Plamaschier zumachen (Blanc Manger), Item Khürbis zu Khochen (Kürbispüree), Khell Strudl (Krautstrudel), Püesen dorten (Pilzquiche), Die Köllberne birn zu machen (Kälberne Birn) sowie Ein siesse brüe Zu machen yber was man will (Sauce mit Lebkuchen).
Da waren Neugierde und Überraschung natürlich groß, was da denn so aufgetragen wurde – übrigens ebenfalls im barocken Stil, denn die Speisen wurden in der Tischmitte platziert, sodass sich jeder nach Gusto bedienen konnte. Erklärungen zu den verschiedenen Speisen gab es von den Gastrosophie-Experten der Universität Salzburg. Professor DDr. Gerhard Ammerer, Professor Dr. Michael Brauer und Mag. Marlene Ernst waren dazu extra aus Salzburg angereist, und erzählten kurzweilig interessante Geschichten rund um das Entziffern der alten Handschriften aus längst vergangenen Tagen. „Das ist wie ein Puzzle, es hat zum Beispiel ganz schön lange gedauert, bis wir – und das durch Zufall – draufgekommen sind, dass mit Püesen Pilze gemeint sind”, schmunzelte Projektleiterin Marlene Ernst.
Ein rundum erfolg- und genussreicher Abend mit so vielen Höhepunkten neigte sich vor Mitternacht dem Ende zu und bescherte der Barockstadt Waidhofen an der Thaya ein bestimmt unvergessliches Event!
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